Die Qualität einer KI-Antwort hängt direkt von der Qualität deines Briefings ab - genau wie bei einem neuen Teammitglied auch. Doch wie verwandelst du vage Aufträge in präzise, wertvolle Marketingergebnisse, die dein Unternehmen voranbringen?
Als Marketingberaterin höre ich täglich Sätze wie: "Das Ergebnis ist mir zu generisch", "Die Texte sind zu flach" oder "KI habe ich schon mal ausprobiert, aber was da raus kam, war nix." Dabei liegt es meist nicht an der Technologie, sondern daran, wie wir mit ihr kommunizieren.
Stell dir vor, du hast eine hochbegabte, aber noch unerfahrene 16-jährige Praktikantin in deinem Team. Sie ist extrem lernfähig und fleißig, hat aber keine Ahnung von deinem Unternehmen, deinem Geschäftsfeld, deinen Angeboten oder deinen spezifischen Herausforderungen. Genau wie diese Praktikantin braucht auch eine KI präzise Anweisungen und Kontext.
Du musst deine "KI-Praktikantin" mitnehmen in dein Unternehmen. Es reicht nicht, ihr nur das allgemeine "Weltwissen" zu geben, das sie bereits mitbringt. Du musst ihr dein Fachwissen und das Spezialwissen deines Unternehmens vermitteln. Nur dann kann sie wirklich gute Arbeit leisten und Ergebnisse liefern, die genau auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Sag, was du machst - erkläre dein Geschäft in 2 Sätzen
("Ich bin Steuerberaterin für Kleinunternehmer...")
Nenne immer, wer den Text lesen soll
("Für meine Bestandskunden", "Für neue Interessenten...")
Sag der KI deinen gewünschten Ton
("Freundlich wie ein persönliches Gespräch", "Professionell aber nicht steif")
Erspart dir: 2-3 Überarbeitungsrunden
Deine Anweisung an die KI muss glasklar sein. Vermeide vage Formulierungen wie "Schreib mal was über mein Angebot". Sage der KI genau, was sie tun soll und wofür der Text gedacht ist.
"Schreib was über meine Steuerberatung."
Warum schlecht? Zu ungenau. Soll es ein Flyer werden? Ein Brief? Ein Website-Text? Für wen?
Besserer Prompt:
"Schreibe einen kurzen Newsletter-Text für meine Mandanten, der sie über die neuen Steuerfristen zum Jahresende informiert. Der Ton soll verständlich und beruhigend sein, nicht zu formal."
Warum besser? Klar definiert: Newsletter, Zielgruppe (Mandanten), Thema (Steuerfristen), gewünschter Ton.
Nimm deinen letzten KI-Prompt und erkläre ihn so, als würdest du ihn einer neuen Mitarbeiterin geben!
Erspart dir: Völlig unpassende erste Entwürfe
Weise der KI eine Rolle zu, damit sie weiß, aus welcher Perspektive sie schreiben soll. Das kann so einfach sein wie "Du bist Orthopäde in einer Privatpraxis" oder "Schreibe als erfahrener Führungskräfte-Trainer".
"Erkläre mir, was ein MRT ist."
Warum schlecht? Die KI weiß nicht, ob sie für einen Kollegen oder einen ängstlichen Patienten schreiben soll.
Privatarztpraxis: "Du bist Orthopäde in einer Privatpraxis und erklärst einem besorgten Patienten, warum ein MRT der Wirbelsäule nötig ist. Der Patient hat Angst vor der Untersuchung. Verwende einfache Sprache, sei beruhigend und erkläre den Ablauf Schritt für Schritt."
Führungskräftetraining: "Du bist ein erfahrener Executive Coach und schreibst an einen neuen CEO, der Schwierigkeiten mit der Führung seines Vorstands hat. Erkläre ihm, wie ein gezieltes Führungskräftetraining auf C-Level funktioniert. Sei respektvoll, kompetent und auf Augenhöhe."
Warum besser? Die KI weiß genau, welche Perspektive sie einnehmen und welchen Ton sie verwenden soll.
„Du bist [dein Beruf] und hilfst [deiner Zielgruppe]...“
Erspart dir: Texte, die völlig an deiner Realität vorbeigehen
Erzähle der KI, was sie über dein Geschäft wissen muss. Je mehr sie versteht, desto passender wird der Text.
"Schreibe eine E-Mail an Kunden."
Warum schlecht? Welche Kunden? Welcher Anlass? Welches Problem soll gelöst werden?
"Schreibe eine E-Mail an mittelständische Unternehmen (500-2000 Mitarbeiter), die ich als Kostensenkungsberater ansprechen möchte. Viele leiden unter gestiegenen Energiekosten und Materialpreisen. Ich helfe dabei, 15-25% der Betriebskosten einzusparen, ohne Qualitätsverluste oder Entlassungen. Meine Erfolgsquote liegt bei 90%. Der Ton soll seriös und vertrauensvoll sein - die Geschäftsführer sind skeptisch gegenüber Beratern."
Warum besser? Die KI versteht den Kontext: spezielle Zielgruppe, aktuelles Problem (Kosten), konkretes Angebot (15-25% Einsparung), Erfolgsbilanz, Herausforderung (Skepsis).
Sammle vor dem nächsten Prompt alle wichtigen Infos: Wer? Was? Warum? Welcher Ton?
Erspart dir: Texte, die viel zu lang oder zu kurz sind
Sage der KI genau, wie der Text aussehen soll. Ein Brief? Eine kurze E-Mail? Ein Beratungsangebot?
"Schreibe über unsere Büroausstattung."
Warum schlecht? Soll das ein Fachartikel werden oder ein knapper Flyer?
"Schreibe ein Angebot für die Büroausstattung eines Start-ups mit 25 Arbeitsplätzen. Das Angebot soll auf einer A4-Seite Platz finden. Struktur: Kurze Begrüßung, Auflistung der Leistungen (Möbel, Beleuchtung, Raumplanung), Gesamtpreis und nächste Schritte. Der Ton soll modern und dynamisch sein - wir richten für junge Unternehmen ein."
Warum besser? Format (A4-Angebot), klare Struktur, Zielgruppe (Start-up), gewünschter Stil definiert.
Bevor du schreibst - wo wird der Text verwendet? Wie lang soll er sein?
Erspart dir: Texte, die genau das machen, was du nicht wolltest
Sage der KI, was sie tun soll, nicht was sie vermeiden soll. "Schreibe nicht langweilig" hilft ihr nicht - "Schreibe lebhaft und mit Beispielen" schon.
"Schreibe keine komplizierte Ernährungsberatung."
Warum schlecht? Die KI muss raten, was "nicht kompliziert" bedeutet.
"Schreibe einen Ratgeber-Text über gesunde Ernährung im Büroalltag. Verwende einfache, alltagstaugliche Tipps. Jeder Tipp soll in 30 Sekunden umsetzbar sein. Füge konkrete Beispiele hinzu wie 'Apfel statt Schokoriegel um 15 Uhr'. Schreibe motivierend und ermutigend."
Warum besser? Klare, positive Anweisungen: einfache Tipps, 30-Sekunden-Regel, konkrete Beispiele, motivierender Ton.
Ersetze dein nächstes "nicht so" durch "mach es so"!
Erspart dir: Texte, die sich anhören wie von der Stange
Das ist der Geheimtipp! Zeige der KI, wie du normalerweise schreibst oder sprichst. Gib ihr ein Beispiel eines Textes, der gut funktioniert hat.
"Schreibe einen Post über meine Praxis."
Warum schlecht? Die KI hat keine Ahnung, wie du kommunizierst.
"Schreibe einen LinkedIn-Post über unsere neue Sprechstunde für Rückenschmerzen. Hier ist ein Beispiel von unserem erfolgreichen Post über Knieschmerzen:
"🦵Knieschmerzen beim Treppensteigen? Das muss nicht sein. In unserer Privatpraxis behandeln wir gezielt die Ursachen - nicht nur die Symptome. Moderne Diagnostik + bewährte Therapien = schnelle Hilfe. Termin oft schon diese Woche möglich. #Orthopädie #Knieschmerzen'
Schreibe einen ähnlichen Post für unser neues Angebot: Spezielle Rücken-Sprechstunde mit 3D-Wirbelsäulenanalyse."
Warum besser? Die KI sieht deinen Stil: professionell aber zugänglich, mit Emoji, konkretes Angebot, Hashtags.
Suche einen deiner besten Texte als Vorlage für die KI!
Erspart dir: Stundenlange Textbearbeitung
Die KI ist geduldig. Wenn der erste Entwurf nicht passt, gib konkretes Feedback. "Mach das professioneller" oder "Füge noch unsere Spezialisierung hinzu" - sie macht es gerne!
"Das ist schlecht. Neu schreiben."
Warum schlecht? Die KI weiß nicht, was konkret schlecht war.
"Der Entwurf trifft die richtige Richtung! Kannst du den Mittelteil noch präziser machen? Statt 'moderne Bürokonzepte' schreibe konkret 'höhenverstellbare Schreibtische und ergonomische Bürostühle'. Und am Ende noch erwähnen, dass wir auch die Montage übernehmen."
Warum besser? Konkretes, konstruktives Feedback mit genauen Änderungswünschen.
Behandle die KI wie eine hilfsbereite Praktikantin - höflich aber bestimmt!
Erspart dir: Allgemeine Texte, die jeder schreiben könnte
Verlasse dich nicht nur auf das allgemeine "Weltwissen" der KI. Um Halluzinationen (Erfindungen) zu vermeiden und einen konkreten Nutzen zu erzielen, musst du der KI Spezialwissen bereitstellen. Das kann ein PDF, ein langer Text, eine Datentabelle oder sogar ein Screenshot einer Tabelle sein. Die meisten KIs entfalten erst dann ihren vollen Nutzen, wenn du ihnen dein einzigartiges Wissen gibst.
"Fasse mir diesen Finanzbericht zusammen."
Warum schlecht? Die KI kennt den Bericht nicht und könnte Dinge erfinden, da ihr das spezifische Wissen fehlt.
"Du arbeitest wie ein penibler Finanzjournalist. Fasse mir das folgende PDF in sechs Sätzen zusammen. Beziehe dich nur auf das PDF und erfinde nichts hinzu. Verwende einfache kurze Sätze. [Hier das PDF hochladen oder den Inhalt des PDFs einfügen]."
Warum besser? Die KI erhält Spezialwissen (das PDF) und die Anweisung, sich nur darauf zu beziehen, was Halluzinationen verhindert. Auch die Rolle ist hier wieder wichtig.
Was weißt du über dein Geschäft, was die KI nicht wissen kann?
Erspart dir: Frustration und schlechte Ergebnisse
Ob du die KI duzt oder siezt, höflich anfragst oder unfreundlich wirst - das macht tatsächlich einen Unterschied fürs Ergebnis. Unhöflichkeit oder Beschimpfungen führen nicht zu besseren Ergebnissen, im Gegenteil: Die Kommunikation wird unklarer und die Antwort unbrauchbar. Höflichkeit und konstruktive Formulierungen helfen, präzisere Antworten zu erhalten.
"Du schreibst nur Bullshit. Das war totaler Mist. Mach das nochmal richtig!"
Warum schlecht? Unfreundlich, destruktiv, gibt kein konkretes Feedback. Die KI kann nicht verstehen, was genau verbessert werden soll.
"Könntest du bitte den zweiten Absatz überarbeiten? Er sollte etwas persönlicher klingen. Statt der allgemeinen Formulierung wäre ein konkretes Beispiel aus der Praxis hilfreich. Was denkst du - welche weiteren Informationen bräuchtest du von mir für ein noch besseres Ergebnis?"
Warum besser? Höflich, konstruktiv, gibt spezifisches Feedback und lädt zur Zusammenarbeit ein. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus - das gilt auch für KI.
Frage die KI: "Welche Informationen brauchst du noch von mir, um einen perfekten Text zu schreiben?"
Kostet dich: Generische Texte, die nicht zu dir passen
Die Lösung: Nimm dir 2 Minuten Zeit für einen guten Prompt
Kostet dich: Texte, die völlig an deinem Geschäft vorbeigehen
Die Lösung: Erkläre dein Geschäft so, als würdest du es einem Fremden erklären
Kostet dich: Verschenktes Potenzial
Die Lösung: Plane 2-3 Nachfragen ein - das ist normal!
Beispiel: "Du bist Ernährungsberaterin und hilfst vielbeschäftigten Führungskräften dabei, trotz Termindruck gesund zu essen. Schreibe eine E-Mail für einen Klienten, der ständig Termine über die Mittagspause hat. Der Ton soll verständnisvoll aber motivierend sein. Wichtig zu erwähnen: Ich biete auch Online-Beratungen an und habe ein 15-Minuten-Meal-Prep-System entwickelt. Format: Kurze E-Mail mit 3 konkreten Tipps."
Vor dem "Enter"-Drücken kurz prüfen:
Du kennst jetzt alle Bausteine für bessere KI-Texte. Aber Wissen ohne Handeln bringt nichts!
Deine Aufgabe: Probiere diese Bausteine eine Woche lang aus. Nimm jeden Tag einen Text, den du brauchst, und verwende die Formel. Nach einer Woche wirst du den Unterschied deutlich spüren.
Teile dein Ergebnis: Schreibe in die Kommentare, welcher Text am besten funktioniert hat. Ich antworte auf jeden Beitrag mit einem persönlichen Tipp!
Noch mehr KI-Power gewünscht? In meinem nächsten Artikel zeige ich dir, welche KI zu deinem Unternehmen passt: Warum ich ChatGPT, Claude, Gemini und Perplexity parallel nutze - und wann sich welches Tool lohnt. Bleib dran!
Hinweis: Ich nutzte KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity, Claude.ai, MIdjourney, Studicon.ai und Canva, um mich beim Schreiben und Gestalten zu unterstützen. Aber: Die Inhalte entstehen immer mit meinem Kopf, meinem Herzen – und meiner Erfahrung.
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